Preisträger 2022
Am 17. Februar 2022 fand die digitale Preisverleihung des Deutschen Fahrradpreises 2022 in Köln statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Anna Planken.
Gratulation an die Preisträgerinnen und Preisträger in den Kategorien Infrastruktur, Service & Kommunikation und Sonderpreis.
Kategorie Infrastruktur
1. Platz
Radnetz OWL
Die Gebietskörperschaften in OWL
bauen im Schulterschluss mit einer
Regionalentwicklungsgesellschaft
erstmals gemeinsam ein baulastträgerübergreifendes
regionales Pendlernetz
zwischen 70 Kommunen der
Region auf, unter Schaffung von Koordinationsstrukturen
sowie mit gemeinsamen
Zielen und politischem
Auftrag.
2. Platz
DeinRadschloss
Sicheres, digitales Fahrradparken, insbesondere
an ÖPNV-Haltepunkten, mit
flexiblen Buchungsoptionen, einem
einfachen Zugang über Chipkarte oder
Smartphone und einer Abrechnung
von allen genutzten Abstellanlagen.
Aktuell sind 70 Standorte in 15 Kommunen
im VRR miteinander vernetzt.
Das Besondere ist die interkommunale
Zusammenarbeit, die identische Rahmenbedingungen
wie Tarif, Design,
Hintergrundsystem vorgibt.
3. Platz
Fahrradzone Nauwieser Viertel
Die Fahrradzone Nauwieser Viertel
wurde im Mai 2021 noch vor Inkrafttreten der VwV-StVO eingeführt, ist
somit eine der ersten Fahrradzonen
Deutschlands. Sie umfasst dabei nicht
nur einzelne Straßenzüge, sondern erstreckt sich über einen vollständigen,
zentral gelegenen und hochverdichteten
Stadtteil mit elf Straßenzügen,
25 Hektar Fläche und über 6.000
Einwohner/-innen.
Kategorie Service & Kommunikation
1. Platz
OpenBikeSensor
OpenBikeSensor besteht aus einem
am Fahrrad montierten Gerät, mit
dem Radfahrende ihre Fahrten über
GPS-Daten aufzeichnen und den Seitenabstand
nach links und rechts bei
Überholvorgängen erfassen. Aus der
Gesamtheit aller gemessenen Überholvorgänge
an einem Straßenabschnitt
generiert das zugehörige Community-
Portal Erkenntnisse über Gefahrenpotenziale
in der Infrastruktur wie etwa
zu schmale Radstreifen, missverständliche
Markierungen sowie den Bedarf
für eine bessere Rad-Infrastruktur.
1. Platz
SimRa: Sicherheit im Radverkehr
Im Projekt SimRa zeichnen wir mit einer
Smartphone-App Fahrradfahrten
auf und nutzen dabei die Beschleunigungssensoren,
um gefährliche Situationen
zu erkennen. SimRa ist das erste
Projekt, bei dem im großen Umfang
reale Fahrradfahrten durch Radfahrende
aufgezeichnet und fü r Forschung
und Verkehrsplanung nutzbar gemacht
werden. Über die Kopplung mit dem
OpenBikeSensor können auch zu dichte
Überholvorgänge automatisch erfasst
werden.
2. Platz
Bürgerpartizipation zum Radentscheid München
Das Projekt vereinfacht die Partizipation
der Bürger*innen mithilfe digitaler
Öffentlichkeitsveranstaltungen und
leicht verständlicher Visualisierungen.
Vorgestellt und diskutiert werden
aktuelle Radverkehrsprojekte aus dem
Bürgerbegehren Radentscheid mit Unterstützung
durch die Visualisierung
eines 3D-Stadtmodells des sog. Digitalen
Zwillings der Landeshauptstadt
München. Die Planungen können damit
ansprechend und verständlich gegenüber
den Bürger*innen aufbereitet
und dargestellt werden.
3. Platz
bikeSim
Im Projekt „bikeSim“ untersuchten
Verkehrswissenschaftler:innen der TU
Dresden gemeinsam mit dem Start-Up
Cyface, inwiefern sich GPS-Daten des
Radverkehrs und offene Kartendaten
zur Analyse und Simulation des Radverkehrs
nutzen lassen. Ergebnis der
Studie ist u.a. eine Web-Anwendung,
mit der kommunale Akteure einfach
und intuitiv Radverkehrssimulationen
durchführen können. Damit kann sich
die Planung von Radwegen an den
Präferenzen der Radfahrer*innen ausrichten.
Sonderpreis
Oliver Sablowski erhält für sein Engagement mit dem COVID19BIKE in diesem Jahr einen Sonderpreis.
Das COVID19BIKE ist eine mobile, zertifizierte Teststation auf einem Lastenrad. Er bietet damit kostenlose Bürgertests an unterschiedlichen Orten in seiner Heimatstadt Bayreuth an. Sein Lastenrad erlaubt ihm dabei die größtmögliche Flexibilität und die Möglichkeit, zentrale, aber auch abgelegene Orte zu erreichen.
Jurymappe 2022
Alle Bewerbungen für den Deutschen Fahrradpreis 2022 auf einen Blick.
Persönlichkeit 2022
Kristina Vogel ist die Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2022
Die Doppel-Olympiasiegerin und elffache Weltmeisterin im Bahnradfahren begeisterte sich bereits als Kind für das Fahrrad. Die 31-jährige Kristina Vogel ist Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2022, weil das Fahrrad – trotz zweier schwerer Unfälle – aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken ist. 2009 erlitt sie bei einem Verkehrsunfall schwere Verletzungen. Die erste Frage, die ihr durch den Kopf ging war: „Bekomme ich ein neues Fahrrad?“ Mit großer Willenskraft schaffte sie ein beeindruckendes Comeback und den ersten Weltcupsieg. Sie ist die weltweit erfolgreichste Bahnradsportlerin. 2018 stürzte sie bei einem unverschuldeten Trainingsunfall schwer und erlitt eine Querschnittlähmung. Mit ihrer ansteckenden Energie ist Kristina Vogel für viele Menschen ein Vorbild und zeigt, dass alles möglich ist, wenn man nur will. Heute ist Sie Sportbotschafterin, Moderatorin, Keynote-Speakerin, Bundespolizistin und Politikerin. Lesen Sie selbst …
Interview mit Kristina Vogel
Deutscher Fahrradpreis: Was bedeutet dir die Auszeichnung Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2022?
Kristina Vogel: Vielen Dank, ich freue mich sehr darüber. Fahrradfahren liegt in meiner DNA. Es leben über 83 Millionen Menschen in Deutschland und wenn ich mit diesem Preis dazu beitragen kann, andere zum Radfahren zu ermutigen, freut mich das.
Deutscher Fahrradpreis: Wie hat der Unfall deine Sicht auf das Fahrradfahren im Alltag verändert?
Kristina Vogel: Ich hatte zwei schwere Unfälle. 2009 nahm mir ein Auto die Vorfahrt und danach bin ich nie wieder ohne Helm gefahren, egal ob zum Bäcker oder zum Training. Gerade als Autofahrer*in ist ein vorausschauendes Fahren wichtig. Helm am Steuer schützt vor Ungeheuer!
Deutscher Fahrradpreis: Stichwort „Barrierefreie Inklusion“?
Kristina Vogel: In meiner Heimatstadt Erfurt sieht das historische Kopfsteinpflaster zwar wunderschön aus, es ist jedoch ein Graus für die Barrierefreiheit. Unerwartete Hindernisse sind immer da, aber der Wille, sie zu überwinden, auch. Vor meiner Zeit im Rollstuhl hatte ich keinen Fokus darauf, ob eine Baustelle barrierefrei ist. Auch wenn die Welt nicht so barrierefrei ist, wie sie sein sollte, weiß ich, dass ich immer auf nette Menschen zurückgreifen kann, die mir helfen. Das ist für mich auch Inklusion – gemeinschaftlich durchs Leben gehen.
Deutscher Fahrradpreis: Kommunen sind wichtige Player bei der Mobilitätswende, wie schätzt du als Erfurter Stadträtin den wachsenden Stellenwert von Radverkehr in der Kommunalpolitik ein?
Kristina Vogel: Man merkt ein stärkeres politisches Bewusstsein, wenn es um nachhaltiges und ökologisches Handeln geht. Auf der Kommunalebene lassen sich Themen auch schneller anpacken im Vergleich zur Bundesebene. Der wachsende Stellenwert wird auch in der Fahrradindustrie sichtbar. Ein Freund von mir hat einen Fahrradladen und der boomt, viele Fahrradbestellungen konnte er dieses Jahr gar nicht bedienen.
Deutscher Fahrradpreis: Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Innovation im Radverkehr der letzten Jahre?
Kristina Vogel: Das E-Bike, weil es den Bewegungsradius vergrößert und wir unabhängig vom Fitnessstatus gemeinsam Fahrrad fahren können. Viele Menschen trauen sich dadurch wieder zu, aufs Rad zu steigen.
Deutscher Fahrradpreis: War das Fahrrad für dich ausschließlich ein Sportgerät oder hast du es auch für die alltäglichen Wege benutzt? Du sagst selbst: „Ich kann immer noch Fahrrad fahren, nur eben anders.“ Wie nutzt du das Handbike im Alltag?
Kristina Vogel: Neben den vielen Wettkampfrädern, die alle einen Spitznamen haben, z.B. Black Panther, habe ich auch Mountainbikes oder E-Bikes (sehr praktisch, wenn man nicht verschwitzt ankommen möchte) im Keller gehabt. Mein Rollstuhl hat den Namen „The Beast“. Aktuell fahre ich Liegebike oder Handbike – da fällt mir auf, die haben noch keinen Namen. Vielleicht findet sich ja durch die Fahrradcommunity ein neuer Name.
Deutscher Fahrradpreis: Was möchtest du, als Fahrradfreundlichste Persönlichkeit 2022, unserer Fahrradcommunity mit auf den Weg geben?
Kristina Vogel: Helm tragen schützt Leben! An alle Fahrradverweigerer oder Helmverweigerer: Probiert es doch einfach mal aus – ihr werdet es lieben!
Livestream der Preisverleihung
Presse
Preisverleihung 2022 Pressefotos 17. Februar 2022 in Köln. (.zip) © Deutscher Fahrradpreis/Endermann
PM 02/2022 Siegerprojekte Deutscher Fahrradpreis 2022
PM 01/2022 Die Nominierten 2022
PM 12/2021 Kristina Vogel ist Fahrradfreundlichste Persönlichkeit